Fabian Katschkurow, ehemals beschäftigt im Betheler Bildungszentrum Schopf, ist auf…
Alltagshelfer erhalten das nötige Rüstzeug
Es hört sich so einfach an: einmal in der Woche in der Mittagspause für die Kollegen ein Spielangebot gestalten. Aber Saja Otto, in der Werkstatt Hiram in Bielefeld-Bethel beschäftigt, muss ganz unterschiedlichen Menschen gerecht werden: Die einen haben eine psychische Erkrankung, die anderen eine komplexe Behinderung. Saja Otto bewältigt die anspruchsvolle Aufgabe gut; nicht nur, weil sie behutsam und entspannt mit anderen Menschen umgeht – die 40-Jährige hat auch eine Qualifizierung für Alltagshelfer absolviert.
Die einjährige Bildungsmaßnahme im Stiftungsbereich proWerk haben elf Beschäftigte zum ersten Mal abgeschlossen. Sie waren schon zuvor in Betheler Werkstätten oder auf ausgelagerten Arbeitsplätzen als Alltagshelfer im Einsatz, haben andere Menschen mit größeren Einschränkungen unterstützt oder hauswirtschaftliche Arbeiten übernommen. Jetzt gibt es für sie ein spezifisches Bildungsangebot. Es führt zwar nicht zu einem Berufsabschluss, gibt Alltagshelfer und -helferinnen aber das nötige Rüstzeug an die Hand und macht sie sicherer bei ihrer Tätigkeit.
Saja Otto wollte schon immer mit Menschen arbeiten. Sie machte Praktika im Kinderkrankenhaus und in der Altenhilfe, konnte dann aber wegen einer psychischen Erkrankung diesen Weg nicht weiterverfolgen. In der Werkstatt Hiram in Bielefeld-Bethel hat sie seit zwei Jahren einen „geteilten“ Werkstattarbeitsplatz: Zum einen ist sie in der Eigenproduktion im Holzbereich tätig, zum anderen unterstützt sie andere Beschäftigte, die im Arbeitsalltag auf Hilfe angewiesen sind.
Wie an jedem Morgen begleitet Saja Otto auch heute eine Kollegin mit Epilepsie und einer komplexen Behinderung zum Frühstück. Vorsichtig führt sie sie an der Hand durch den Flur und hilft ihr, sich in der Kantine auf ihren Platz zu setzen. Aufmerksam nimmt Saja Otto der Kollegin den Kinnbügel des Helms ab, bindet ihr einen Kleidungsschutz um und achtet darauf, dass sie isst und trinkt. Auch einem jungen Rollstuhlfahrer steht sie als Alltagshelferin zur Seite. Ihre ruhige Art tut dem quirligen 20-Jährigen gut. Inzwischen begleitet sie zwei Beschäftigte. Das ist für sie neu, so wie auch die Leitung des wöchentlichen Spielangebots. Am liebsten würde Saja Otto noch viel mehr in der Alltagsbegleitung und dafür weniger in der Eigenproduktion tun. „Frau Otto hat von der Qualifizierung sehr profitiert. Das hat ihrem Selbstbewusstsein gut getan und ihr noch einmal einen richtigen Schub gegeben, mehr machen zu wollen“, sagt ihre Bezugsmitarbeiterin Barbara Daubner. Den Aufgabenbereich von Saja Otto planen und entwickeln die beiden gemeinsam. Dabei achtet Barbara Daubner ganz besonders darauf, dass sich die Werkstatt-Beschäftigte nicht überfordert und die Arbeit ihr gut tut.
Foto: Reinhard Elbracht
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