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Gebärdensprache: Vokabular ohne Worte
„Wann kommt der Bus denn endlich?“ 24 Augenpaare blicken erwartungsvoll Richtung Straßenecke. Denn von dort wird der Bus kommen, der die Mamre-Patmos-Schüler aus Bielefeld-Bethel zur Gebrüder-Grimm-Grundschule im nahen Sennestadt bringt. Langsam werden die Erstklässler ungeduldig. Schließlich freuen sie sich schon den ganzen Tag auf die Besucher, mit denen sie wenig später gemeinsam auf der Bühne stehen werden.
„Schon das erste Treffen zwischen behinderten und nicht-behinderten Kindern war richtig toll“, berichtet Grundschul-Lehrerin Anja Marxen begeistert. Berührungsängste gab es keine: „Jedes Kind aus meiner Klasse wollte sofort den Rolli einer Förderschülerin schieben.“ Nicht nur mit solchen motorischen Einschränkungen gehen die Kinder der Klasse 1 c unbefangen um. Auch kommunikative Herausforderungen werden an der Gebrüder-Grimm-Schule leicht bewältigt. Dass ein syrisches Kind kein Deutsch spricht, interessiert beim Versteck-Spielen niemanden. „Kinder reden gerne mit Händen und Füßen. Das greifen wir im Unterricht auf“, sagt Anja Marxen. So lernen die Schüler das Alphabet, indem sie Buchstaben mit Gebärden darstellen.
Gebärdenkultur etablieren
An der Mamre-Patmos-Förderschule sind Gebärden wichtig, weil es einen hohen Anteil nicht-sprechender Kinder gibt. Bethel-Lehrer Diethard Marxen schätzt, dass zwischen 20 und 30 Prozent der Schülerinnen und Schüler betroffen sind: „Wir haben ein ganzes Vokabular ohne Worte entwickelt.“ Ziel sei es, eine Gebärdenkultur zu etablieren, damit sich sprechende und nicht-sprechende Kinder verständigen könnten.
Naheliegend war es darum, die Schüler beider Schulen durch ein Projekt zusammenzubringen. Zunächst wurde ein kurzes Musikstück an beiden Schulen separat geprobt. Komponiert hatte es der Mamre-Patmos-Lehrer Wolfgang Spode. Ein gemeinsames Thema war schnell gefunden: Die Sommerferien stehen an. „Verreisen, mit dem Auto fahren, schwimmen gehen – die Kinder sind voller Vorfreude“, erzählt Anja Marxen. Ob sich diese – Zitat aus dem Lied – im „Wüstensand oder auf Ameland“ abspielen, ist Kindern mit und ohne Behinderungen egal. Nach den Proben kamen alle bei den gemeinsamen Aufführungen in Sennestadt und Bethel zusammen. Abschließend soll jetzt ein Gebärdenliederbuch entstehen.
Foto: Paul Schulz
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