Der nordrhein-westfälische Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat am Freitag zehn…
Die Helfer mit den großen Herzen
Ein Jahr lang haben sie jeden Donnerstag die „Schulbank“ gedrückt. Jetzt wurden die zwölf neuen Alltagsassistentinnen und -assistenten verabschiedet. Die fünf Frauen und sechs Männer sind in Werkstätten und Einrichtungen für behinderte Menschen in Bethel beschäftigt. Die Qualifizierungsmaßnahme befähigt sie nun, Menschen mit erhöhtem Hilfebedarf zu assistieren.
„So Kerstin, jetzt mach mal mit“, ermuntert Anja Pietzsch ihre Arbeitskollegin. Die beiden Frauen sind in einer proWerk-Werkstatt für behinderte Menschen in Bethel beschäftigt. Und sie sind ein Team. Jeden Morgen bereitet Anja Pietzsch die Arbeitsplätze für sich und für ihre Kollegin vor. In der Abteilung Verpackung und Montage tüten sie Zubehörteile für die Industrie ein. Dabei braucht Kerstin Lange Unterstützung. Und die bekommt sie von Anja Pietzsch, die ihr sogar beim Essen oder in und aus dem Mantel hilft. Die 39-Jährige ist eine Alltagsassistentin mit Zertifikat.
In der Qualifizierungsmaßnahme haben die Frauen und Männer ganz praktische Dinge, gelernt, etwa einen Rollstuhl schieben, blinde Menschen führen, mit Handmassagen Spastiken lösen oder die Haare bettlägeriger Menschen waschen. Aber es gab auch theoretischen Unterricht, in dem unterschiedliche Krankheitsbilder besprochen wurden. Alltagsassistentinnen und -assistenten haben recht gute Chancen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Das zeigen Beispiele aus dem vorangegangenen Kurs. So arbeitet eine Teilnehmerin mit Down-Syndrom mittlerweile in einem Kindergarten.
Die Qualifizierungsmaßnahme ist beliebt bei den Beschäftigten in proWerk. Denn sie eröffnet neue Horizonte. Für leistungsstärkere Teilnehmer kann die sie sogar ein Bildungs-Sprungbrett sein. „Wir bieten ab 2017 einen Aufbaukurs zur Betreuungsassistentin und zum Betreuungsassistenten nach Paragraph 87b SGB XI an. Das geht mehr in Richtung Beschäftigungsangebote und Betreuung von Menschen mit Demenzerkrankung als der Kurs für Alltagsassistenten“, informiert Birgit Gansfort-Walkusch, Koordinatorin für Schwerpunktgruppen und integrierte berufliche Bildung bei proWerk.
Im Dezember 2015 haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einer Feierstunde ihre Zertifikate erhalten. So verschieden die neuen Alltagsassistenten in ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten auch sein mögen, eins haben sie gemeinsam: ein großes Herz für andere Menschen. Der dritte Kursus für sozial eingestellte Menschen mit Behinderungen in Bethel beginnt im Januar 2016.
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