Der nordrhein-westfälische Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat am Freitag zehn…
„Doch anders sind sie nicht!“
Wenn die Türkisen mit Delfinen und Elefanten in den Garten gehen, gehört das nicht ins Reich der Fantasie, sondern ist eine fantastische Geschichte. Die Schüler-Gruppe Türkis der Laborschule in Bielefeld und die Klassen Delfin und Elefant der Mamre-Patmos-Schule in Bethel haben sich kennen und schätzen gelernt. Im Rahmen eines dreitägigen Projekts trafen sich die Jungen und Mädchen mit und ohne Behinderungen sowohl in der Betheler Förderschule als auch in der staatlichen Versuchsschule auf dem Universitätsgelände.
Kinder sind Kinder, ob sie eine Behinderung haben oder nicht. Laborschülerin Vivienne schiebt Lina im Rollstuhl über einen Parcours auf dem Schulhof in Bethel. Marlin reicht Alexa ganz selbstverständlich die Hand, weil sie unsicher auf den Beinen steht, und Rebecca und Nalin sind Freundinnen geworden. „Nalin ist sehr lieb“, antwortet die Siebenjährige auf die Frage, was sie an Nalin so gerne mag. Rebecca hat schon ihre Eltern gefragt, ob sie die Telefonnummern austauschen dürfen.
„Zu Beginn waren einige Laborschülerinnen und -schüler geschockt, als sie in die Mamre-Patmos-Schule kamen“, berichtet Laborschullehrerin Daniela Johnen. Zwar kennen die Jungen und Mädchen Kinder mit Behinderungen aus dem eigenen Unterricht. Schließlich hat die Laborschule ein inklusives Konzept. „Aber so viele Kinder mit zum Teil sehr schweren Behinderungen und im Rollstuhl – das müssen sie erstmal verarbeiten“, so die Pädagogin.
Die Verarbeitung geht schnell. Bei der Bodypainting-Aktion im Wasserraum der Mamre-Patmos-Schule gibt es schon keine Berührungsängste mehr. „Wir haben zuerst die Geschichte von Elmar, dem bunt karierten Elefanten erzählt. Er will grau sein wie alle anderen. Doch die Elefanten drehen den Spieß um. Sie malen sich bunt an“, erzählt Julia Wohlers. Die Lehrerin der Mamre-Patmos-Schule und ihre Kolleginnen haben für die Aktion ein Gemisch aus Rasierschaum und Fingerfarbe in Sprühflaschen gefüllt. In kürzester Zeit haben sich die Mädchen und Jungen von oben bis unten mit Farbe eingeschmiert und toben gemeinsam im Wasserraum herum.
„Wenn die Jungen und Mädchen etwas gemeinsam unternehmen, lernen sie sich besser kennen und respektieren.“
Daniela Johnen ist zufrieden mit dem Projektverlauf. „Mir liegt das Thema Inklusion sehr am Herzen“, sagt sie. Der Austausch der Laborschule mit der Betheler Schule für Kinder und Jugendliche mit besonderem Förderbedarf sei wichtig. „Wenn die Jungen und Mädchen etwas gemeinsam unternehmen, lernen sie sich besser kennen und respektieren.“ Ablehnung beruhe auf Unkenntnis, so die Pädagogin.
Darüber wird Lea sich freuen. Denn sie findet Paul ganz toll. Die Achtjährige lässt es sich nicht nehmen, den Jungen im Rollstuhl persönlich über das Gelände der Laborschule zu schieben. „Paul ist behindert“, sagt Lea. „Alle Kinder in der Mamre-Patmos-Schule sind behindert“, stellt sie fest. Und nach kurzem Nachdenken fügt sie hinzu: „Doch anders sind sie nicht!“
Fotos: Reinhard Elbracht
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