Mit den Händen kann man nicht nur reden – mit…
Mobilitätsassistenten – unterwegs mit geprüftem Knowhow
Ein ganzes Jahr lang waren Menschen aus Bethel in Köln, Hamburg, Bremen und natürlich Bielefeld mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. In unbekannter Umgebung mussten sie mithilfe ihrer Smartphones zu vorgegebenen Zielorten navigieren. Die Aufgabenstellung erhielten sie über eine Nachricht auf ihr Handy, den Erfolg bestätigte ein „Selfie“ am Zielort. Nach dem Bestehen dieser und vieler weiterer Prüfungen dürfen sich die sieben Absolventen eines Kurses von „Bildung & Beratung Bethel“ jetzt Mobilitätsassistenten nennen.
Hinter ihnen liegt ein umfangreiches und vielfältiges Ausbildungsprogramm, in dem sie auf alles vorbereitet wurden, was ihnen widerfahren kann, wenn sie im städtischen Raum unterwegs sind. Ein blockierter Rollstuhl-Stellplatz, eine überraschende Fahrplan-Änderung oder pöbelnde Mitreisende sind jetzt für die Betheler Mobilitätsassistenten keine unlösbaren Aufgaben mehr. Um diese Kompetenzen zu vermitteln, kooperierte „Bildung & Beratung Bethel“ mit der Polizei Bielefeld, dem Deutschen Roten Kreuz und moBiel.
Die Klienten sollen sich wohl fühlen
„Unsere Kursteilnehmer haben nicht nur sehr viel gelernt, sondern auch Selbstbewusstsein entwickelt“, zieht Kursleiterin Birgit Gansfort-Walkusch zufrieden Bilanz. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Tanja Krüger begleitete sie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch die unterschiedlichen Module und überprüfte das Erlernte immer wieder. Auch zwischenmenschliche Fähigkeiten werden abverlangt: Man sollte in der Lage sein, eine lockere Konversation zu führen. Schließlich sollen sich die Klienten wohl fühlen.
Jetzt sind die zertifizierten Mobilitätsassistenten bereit für ihre Aufgabe: Sie begleiten Menschen mit einer körperlichen Beeinträchtigung im Nahverkehr, etwa zum Arzt, bei Behördengängen oder zu Freizeitaktivitäten. Bislang nehmen diese Aufgabe vielmals Fachkräften wahr, die nun entlastet werden. Zum Beispiel bei Bildungsangeboten der Bildung & Beratung Bethel: „Dank ihrem Einsatz können mehr Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf an unseren Gruppenreisen teilnehmen“, sagt Birgit Gansfort-Walkusch. Auch kurze Distanzen begleiten die Mobilitätassistenten, etwa, wenn Menschen den Fußweg vom Wohnheim zur Werkstatt lernen wollen.
Technische Helferlein nehmen bei den Mobilitätsassistenten eine zentrale Rolle ein. Ganze neun Apps haben sie auf ihren Smartphones installiert, die das Vorrankommen unterstützen. Dazu gehören neben Fahrplänen und Kartenmaterial auch Apps wie Wheelmap, die über Barrierefreiheit Auskunft geben. „An welchen Haltestellen es in Bielefeld Hochbahnsteige weiß ich aber auswendig“, sagt Kursteilnehmerin Iris Siemer stolz. Die 26-jährige Beschäftigte aus der Werkstatt Bullerbach hat sich zur Mobilitätsassistentin ausbilden lassen, „weil es manche Leute ganz schön schwer ist, aus Eckardtsheim weg zu kommen. Ich kann ihnen helfen, dahin zu kommen, an den sie wollen.“
Nächster Beitrag: Volxtheater bei Droste-Tagen in Havixbeck
Vorheriger Beitrag Arminia-Jugend trainiert mit Integra-Spielern