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Gegen die „digitale Spaltung“
Die rasend schnelle digitale Welt aus Blogs, Apps, Chats und Skypen war für Jennifer Wiche lange Zeit ein unverständliches und unzugängliches Mysterium. Dabei interessiert sich die 32-jährige geistige behinderte Frau durchaus für Computer und das Internet, obwohl sie weder richtig lesen noch schreiben kann. Im PIKSL-Labor in Düsseldorf lernte sie, sich in dieser Welt zurechtzufinden. Mittlerweile hat Jennifer Wiche sogar ihre eigene Facebook-Seite.
Seit dem Start von PIKSL, einem Projekt der Betheler In der Gemeinde leben gGmbH (IGL) in Düsseldorf, im Oktober 2011 besucht Jennifer Wiche das Labor in der Erkrather Straße. Das Labor ist ein vernetzter Ort mit Computer-Arbeitsplätzen, an dem Menschen mit Behinderung Zugang zu modernen Informationstechnologie finden. Gemeinsam mit Experten aus der Forschung und Studierenden der Fachhochschule Düsseldorf erarbeiten sie barrierefreie Lösungen.
Jennifer Wiche wollte nicht länger „offline“ leben. Für sie bedeuten Internet und Computer Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Sie möchte sich gerne mit anderen Menschen im Netz austauschen können, den alltäglichen Nutzen genießen und für ihre große Leidenschaft, dem Computerspielen, neue Möglichkeiten erschließen. Die modernen Informations- und Kommunikationstechnologien sind allerdings zu kompliziert für sie, vor allem wegen der Sprache.
Laborleiter Benjamin Freese hilft seinen Besucherinnen und Besuchern dabei, „Medienkompetenz“ zu erlangen und gleichzeitig mit ihnen als Experten in eigener Sache Lösungen zu finden. „Wenn moderne Kommunikationstechnik grundsätzlich weniger komplex, weniger verschriftet, sondern intuitiver und einfacher nutzbarer wäre, dann hätte wirklich jeder etwas davon – ob alt oder jung, ob behindert oder nicht“, ist er überzeugt.
Jennifer Wiche hat schon viel im PIKSL-Labor gelernt. Anfangs habe sie nicht einmal gewusst, wie sie einen Computer einschaltet, gibt sie mit einem Schmunzeln zu. Inzwischen hat sie ihren eigenen Facebook-Account und ist stolz, Freunden einige einfache Worte schicken zu können.
Mittlerweile nutzen jede Woche rund 50 Menschen mit Behinderungen das Labor. Beim offenen Computertreff lernen die Teilnehmenden unter anderem, wie man E-Mails mit Foto-Anhang versendet und Skype nutzt, oder sie werden verständlich über die Sicherheit im Netz aufgeklärt.
PIKSL steht für „Personenkonzentrierte Interaktion und Kommunikation für mehr Selbstbestimmung im Leben“. Das Projekt wird von der Stiftung Wohlfahrtspflege gefördert. Nähere Informationen zum Projekt gibt es unter www.piksl.net
Fotos: Gunnar Kreutner
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